Marcel Prätorius

Minentaucher

Minentaucher sind Spezialisten, die in Wassertiefen bis zu 54 Metern Sprengkörper aller Art suchen, lokalisieren, identifizieren und beseitigen.

Mit einem normalen offenen Pressluftatemgerät werden Tiefen bis zu 50 Metern erreicht.

Mittels dem LAR VII Kombi (Lungen-Automatisches-Regenerierungsgerät) der Firma Dräger werden Tiefen bis zu 24 Metern erreicht. Desweiteren entspricht es den NATO-Vorgaben hinsichtlich Antimagnetik und Geräuscharmut. Dieses Gerät erlaubt das Betauchen in zwei Zuständen. Bis zu einer Tiefe von 7 Metern wird das Gerät im voll geschlossenen Kreislauf und mit reinem Sauerstoff betaucht. Bis zur maximalen Einsatztiefe von 24 Metern atmet der Taucher ein Gemisch aus 60 Prozent Sauerstoff und 40 Prozent Stickstoff (Nitrox).

Das EOD Stealth M der schottischen Firma Divex ist ein geschlossenes Kreislaufgerät und elektronischer Selbstmischer. Das Gerät mischt das auf der jeweiligen Tiefe benötigte Gemisch aus reinem Sauerstoff und Atemluft selbstständig zusammen. In einer Notfallsituation kann der Taucher den geschlossenen Kreislauf verschließen und in ein offenes System wechseln. Die maximale Einsatztiefe beträgt 54 Meter.Durch den Austausch einiger Baugruppen und durch die Verwendung von Helium (Heliox) kann die Maximaltiefe aber optional auf 120 Meter Tiefe ausgedehnt werden. Ebenso wie das LAR VII-Kombi ist das EOD Stealth antimagnetisch und extrem geräuscharm.

Die ersten Minentaucher gab es bereits ab 1944 in der Kriegsmarine. Die Hauptaufgabe bestand da drin, verminte Häfen und Schleusenanlagen für den eigenen Schiffsverkehr frei zu räumen. Ausgerüstet wurden die Taucher mit dem Helmtauchgerät DM 20, das einen Einsatz in Wassertiefen bis zu 20m zuließ. Eine amagnetische Version dieses Gerätes lieferte das Drägerwerk in Lübeck Anfang 1945 an die Truppe.

Im Jahr 1964 wurde die Minentaucherkompanie in Eckernförde gegründet.

Im Oktober 1991 wurde das Seebataillon aufgelöst und die Waffentauchergruppe in Eckernförde gegründet. Sie wurde Flottille der Minenstreitkräfte unterstellt. Die Waffentauchergruppe bestand aus: dem Stabszug, der Minentaucherkompanie, der Kampfschwimmerkompanie, der Ausbildungskompanie sowie den Booten Mühlhausen und Langeoog. Die neu gegründete Ausbildungskompanie gliederte sich in den Minentaucherausbildungszug, den Kampfschwimmerausbildungszug und einem EOD/IEDD-Zug (EOD - Explosive Ordnance Disposal – Beseitigung von nicht zur Wirkung gelangten Kampfmittel; IEDD - Improvised Explosive Device Disposal - Beseitigung improvisierter Kampfmittel).

Im Juli 2003 wurde die Waffentauchergruppe aufgelöst und der Verband der Spezialisierten Einsatzkräfte Marine (SEKM) aufgestellt.

Mit Versorgungs- und Stabselementen, der Minentaucherkompanie, der Kampfschwimmerkompanie, der Boardingkompanie, den damals in Kompaniestärke unterstellten Kräften für spezialisierte Marineoperationen, der Ausbildungsinspektion, sowie den vier unterstellten seegehenden Einheiten wurden hier Fähigkeiten zusammengeführt, die für die Auftragserfüllung der Flotte aber auch für die der Streitkräfte einmalig waren.

Im Jahr 2014 wurde die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine neu aufgestellt. Die Kampfschwimmer bilden unter dem KSM (Kommando Spezialkräfte Marine) nun einen eigenständigen Verband. Die Minentaucherkompanie und Boardingkompanie bilden nun zusammen mit den Marineschutzkräften das zukünftige Seebataillon.

Zusammengefasst sind die Minentaucher in der Verwendungsreihe 37. Bis zum Jahr 2007 existierte die Verwendungsreihe 34 -Waffentaucher. Diese beinhaltete die Kampfschwimmer mit der Nummer 3401 und die Minentaucher mit der Nummer 3402. Die Kampfschwimmer behielten nach der Trennung die Verwendungsreihennummer 34.

Minentaucher pflegen einen engen Kontakt zur technischen Gruppe der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) sowie lokal ansässigen Kampfmittelbeseitigungseinheiten der Krimiminalpolizei und den Länderräumdiensten der Bundesländer. Trotz angespannter Personallage unterhält die Minentaucherkompanie einen Personalaustausch mit der EOD TEU TWO (Explosive Ordnance Disposal Training Evaluation Unit Two). Eine Ausbildungseinrichtung der US - Navy die an der an der Ostküste Amerikas stationiert ist. Hier werden US -Navy EOD Technicians (US-Minentaucher) auf den Einsatz vorbereitet.

Die Minentaucherkompanie ist Ausrichter des weltweit größten und einzigen Internationalen Minentauchermanövers SANDY BEACH, welches zweijährig von NATO und nicht NATO Minentauchereinheiten besucht wird.